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Presse

Mademoiselle Mirabelle 01.02.2013 im Kulturbahnhof

 

Wenn die Moral verdrängt wird

Altmuehlbote140711


 

Besuch der alten Dame

Wenn Geld das Gewissen besticht

Sommernachtsspieler Spalt bringen „Der Besuch der alten Dame“ auf die Bühne - 11.07.11

SPALT - Über 600 Besucher versammelten sich nun zur Premiere des Dürenmatt-Klassikers „Der Besuch der alten Dame“ im Spalter Bürgergarten. Dort wurden sie allerdings von Regenwolken heimgesucht und mussten mitsamt den Laienspielern des Vereins „Sommernachtsspiele Spalt" in die Stadthalle umzuziehen. Nachdem sich dort alle ihr Plätzchen gesucht hatten konnte es losgehen. Und nach dem letzten Vorhang stand fest: Der Besuch hat sich gelohnt!

Erst wird „Klärchen“ umjubelt, will sie dem armen Städtchen Güllen doch viel Geld vermachen. Dann zieht sie den Zorn der Bürger auf sich, weil sie als Bedingung für ihre milde Gabe zum Mord auffordert. Doch der wird schließlich vollzogen — nicht des Geldes, sondern der Gerechtigkeit wegen...

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Erst aber verlangt der Wetterwechsel den Zuschauern einiges an Geduld ab. Denn es dauert etwas, bis die Akteure und ihre Helfer alle Requisiten vom Veranstaltungsort im Freien in die Halle geschafft und dort neu aufgestellt haben, von wo aus bald schon einige zuckende Blitze zu sehen sind.

Eine recht passende atmosphärische Einstimmung auf die Ankunft von Claire Zachanassian (gespielt von Ute Bachmann-Wieder), die im imaginären Güllener Bahnhof per Privatbahn einfährt. Doch während das Stück selbst aufgrund der Kalamitäten erst eine dreiviertel Stunde später als geplant beginnen kann, kommt „Klärchen“, wie sie bald von den Bewohnern Güllens genannt wird, gleich zwei Stunden zu früh zum Besuch ihres Geburtsortes, was dort erst einmal für Chaos sorgt. Sie habe eben keine Lust gehabt, sich an den Fahrplan zu halten, sagt die „alte Dame“.

Vor fast fünf Jahrzehnten hatte sie das Städtchen nach der Geburt eines Kindes Hals über Kopf verlassen müssen. Ihrem damaligen Freud Alfred Ill (Martin Hoffmann) war es seinerzeit gelungen, die Vaterschaft vor Gericht erfolgreich (wenn auch wider besseren Wissens) abzustreiten. Aus Claire wurde eine Prostituierte, die es aber schaffte, sich einen Milliardär zu angeln. Seit seinem Tod wechselt sie ihre Ehepartner in rechter Windeseile. Als sie sich nach fünf Jahrzehnten in Güllen wieder sehen lässt, hat sie gerade Nummer sieben mit dabei. Am Ende des Stücks reist sie mit Nummer neun wieder ab.

Doch der Mann ist ihr egal: Sie will nur Rache, die sie Gerechtigkeit nennt. Dafür soll ihr Geld sorgen, für sie das Allheilmittel schlechthin. Und so stellt sie Güllen eine Milliarde in Aussicht — wenn Ill stirbt. Das lehnen Bürger und Bürgermeister (Fritz Leng) aber entrüstet ab. „Lieber arm als blutbefleckt!“ kommt es von den Lippen des Rathauschefs. Doch die Moral bröckelt schnell. Auf Pump kaufen sich die Güllener so manchen Luxusartikel, was Ill denn doch sehr nervös macht. Zugleich lässt die Geliebte seiner Jugend die schönsten Grabkränze heranschaffen und macht so den schleichenden Psychoterror perfekt.

Den Gegenwert des plötzlichen Wohlstands glaubt Ill zu wissen: „Alle werden mit mir bezahlen!“, sagt er verzweifelt und flüchtet sich in die Arme des Pfarrers (Christoph Wechsler). Doch dessen Glaube an Gott scheint unter dem riesigen Schatten der Milliarde in spe genauso zu schwinden wie der Glaube des Schulrektors (Markus Kummerer) an die Humanität. Wollten die Herren der Stadt Ill eben noch zum Ehrenbürger machen, weil er „Klärchen“ zur mutmaßlichen Wohltat für Güllen gewinnen konnte, so wird er nun zum Bösewicht ernannt, der eine arme junge Frau ins Elend stürzte.

Es ist das in Aussicht gestellte Geld, das die Gewissen der Güllener plötzlich im Kollektiv eine ganz andere Richtung nehmen lässt. Doch die Hände schmutzig machen will sich keiner — und der Bürgermeister rät Ill kurzerhand zum Selbstmord.

Doch der Beinahe-Ehrenbürger und jetzige Übeltäter will nicht und so kommt es zum großen Showdown in der Gemeindeversammlung, an der der Rektor sich geradezu verbal überschlägt. Es gehe nicht um Geld, sondern um den Kampf für die „Ideale der abendländischen Kultur“. Kurz darauf haucht Ill im Würgegriff einer ganzen Gemeinde sein Leben aus.

Mit der Inszenierung der Dürenmattschen Tragikomödie ist den Sommernachtsspieler Spalt ein guter Wurf gelungen. Dezent umgeschrieben und gekürzt, verfehlt das Stück seine Wirkung nicht, wie auch der langanhaltende Schlussapplaus der Premiere zeigt. Man merkt der Hauptdarstellerin an, wie intensiv sie sich ein halbes Jahr lang mit ihrer Figur auseinandergesetzt hat.

Überzeugend spielt auch Ill als ihr Gegenpart, der keinen leichten Job hat. Immerhin muss er sich im Stück vom Sympathieträger zum verzweifelten Bösewicht wandeln, der sich dann wieder willig in sein Schicksal ergibt. Und sich nur wundert, warum an seinem eigenen Ende Geld und nicht Gott für Gerechtigkeit sorgt — oder auch nicht....

Weitere Aufführungstermine des Stückes sind am Samstag, 16. Juli und Sonntag, 17. Juli sowie von Freitag, 22. Juli bis Sonntag, 24. Juli, Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Gespielt wird je nach Wetterlage im Bürgergarten oder in der Stadthalle.
 

Besuch der alten Dame - Proben 2011

SPALT - Man stelle sich eine kleine Stadt vor, deren Bürger eine Milliarde Euro bekommen, wenn ein bestimmter Bewohner dieses Städtchens ins Jenseits befördert wird. Sicherlich ein fast unvorstellbares Szenario und doch: Die Sommernachtsspieler aus Spalt haben genau diesen Stoff von Friedrich Dürrenmatt für die 31. Spalter Sommernachtsspiele ausgewählt, für die am Montag, 30. Mai, der Vorverkauf anlaufen wird. An sieben Aufführungen im Juli wird Dürrenmatts tragische Komödie zum Besten gegeben.

Die „alte Dame Claire Zachanassian“ (Mitte), „Kindsvater Alfred Ill“ (rechts) und die anderen Darsteller sind seit Wochen schon fleißig am Proben.

Der Inhalt ist spannend, witzig und zugleich schaudererregend und dabei doch so menschlich: Claire Zachanassian, eine reiche Milliardärin, wurde als junges Mädchen wegen eines unehelichen Kindes aus der Stadt gejagt. Alfred Ill, der Vater, verleugnete seine Liaison mit der jungen Klara Wäscher, wie sie damals hieß. Er stiftete in einem Vaterschaftsprozess sogar zwei Zeugen zum Meineid an und das junge Mädchen musste die Schande eines Flittchens auf sich nehmen und die Kleinstadt Güllen verlassen.

Zuerst kam sie im Rotlichtmilieu unter, ehe die gutaussehende junge Frau sehr reiche Leute kennenlernte und so langsam aber sicher ein gewaltiges Vermögen anhäufte. Nie verlor sie ihren Schwur aus den Augen, den sie bei der Abreise geleistet hatte. Sie wollte zurückkommen und sich an Alfred Ill und an der Stadt Güllen für die Schmach rächen. Jetzt – nach 45 Jahren — kehrt Klärchen Wäscher in das wirtschaftlich auf den Hund gekommene Güllen zurück: die reiche alte Dame beseelt vom Gedanken der Rache, die besuchten Güllener in der Hoffnung auf eine kräftige Finanzspritze.

Und tatsächlich: Claire Zachanassian stellt den jubelnden Bürgern eine Milliarde Euro in Aussicht, wenn ihr alter Liebhaber Alfred Ill stirbt. Dieses unmoralische Angebot eines bezahlten Mordes lehnt der Bürgermeister im Namen der Stadt Güllen ab, aber insgeheim hoffen doch alle Güllener auf den reichen Geldsegen. Die tragische Komödie nimmt ihren Lauf, die Wirtschaft kommt in Schwung und Alfred Ill ist in Lebens-Gefahr.

Wer erfahren will, wie das spannende Stück ausgehen wird oder vielleicht auch nur sehen will, wie die Spalter Sommernachtsspieler diesen Dürrenmatt auf die Bühne bringen, der ist im Juli im Spalter Bürgergarten gut aufgehoben.

Seit Wochen proben die rund 40 Amateurschauspieler unter der Regie von Robert Wechsler und Eva Ehard im Bahnhof, in der Stadthalle und im Bürgergarten, um sich auf die diesjährige Saison vorzubereiten. Tontechnisch rauschen die Züge durch Güllen, die Stadtkapelle bläst den Marsch und mit Koffern, Kränzen und einem Sarg bepackt zieht Ute Bachmann als alte Dame in der „Goldenen Gans“ ein, während Martin Hoffmann im gegenüberliegenden Elektroladen sein Dasein fristet. Und während die einen proben, basteln die anderen an Balkonen, die Bühnenmaler sind am Gestalten und die Kostümdamen wühlen im Fundus des Kulturbahnhofs oder bangen beim Steigern in Ebay, ob sie das ersehnte Stück wohl bekommen.

Über 100 Aktive

Es wird wie immer alles rechtzeitig fertig sein, auch wenn es momentan, wie in jedem Jahr, nicht danach aussieht. Am Ende werden mehr als 100 Aktive vor und hinter den Kulissen dabei gewesen sein und alles ins rechte Licht gerückt haben. Und wenn es den mehreren Tausend Zuschauern wieder gefallen hat, werden auch die Mimen und die vielen Helfer im Hintergrund wieder zufrieden sein.

Der Vorverkauf für die diesjährige Saison beginnt am Montag, 30. Mai. An diesem Tag geben die drei bekannten Vorverkaufsstellen Stadt-Apotheke Spalt, Blumenhaus Lucia und Friseursalon Pfuff ihre Kontingente frei. Telefonisch kann unter der Nummer (09175) 207 reserviert werden. Karten gibt es zum Preis von sechs bis zwölf Euro, wobei auch für Kurzentschlossene immer noch Karten an der Abendkasse erhältlich sind. Der Bürgergarten bietet nämlich im Freien wesentlich mehr Plätze als das Ersatzdomizil Stadthalle.

Gespielt wird an sieben Terminen. Der Premiere am 9. Juli folgen weitere Aufführungen am 10., 16., 17., 22., 23 und 24. Juli, jeweils 20 Uhr.

 

Seit 30 Jahren

SPALT - Sie haben Klassiker auf die Bühne gebracht wie den „Brandner Kasper“ oder Shakespears „Was ihr wollt“, Komödien wie Carlo Goldonis „Diener zweier Herren“ und „Der Lügner“, Krimis wie „Zehn kleine Negerlein“ von Agatha Christie, Filmklassiker wie „Ladykillers“ oder „Arsen und Spitzenhäubchen: die Laiendarsteller der „Sommernachtsspiele“ in Spalt (Kreis Roth).

Im weiten Umkreis sind die engagierten Schauspielamateure mit ihren aufwändigen Inszenierungen bekannt geworden. In diesem Sommer steht die 30. Spielzeit an und mit der 1200-Jahr-Feier, die die kleine Hopfenstadt heuer begehen kann, ergibt sich ein doppeltes Jubiläum. Dafür haben sich die Sommernachtsspieler etwas Besonderes einfallen lassen. Eine Auftragsarbeit, die in eine Welturaufführung mündete.

„Die Bruderschaft der freien Kugel“ heißt das Stück, das der Eichstätter Florian Schmidt für die Spalter geschrieben hat. Es geht um eine Wilderer-Bruderschaft, die Ärger hat mit dem Ansbacher Markgrafen, weil sie sich immer wieder am Wild des edlen Herrn vergreift. Der Markgraf schickt den Freiherrn von Saßbach ins kleine Theilenberg, um herauszufinden, wer die Wilderer anführt. Der Freiherr quartiert sich im Pfarrhof ein, wo er auch Gefallen an der Haushälterin des Pfarrers findet.

Saßbach kommt mit den Ermittlungen nur schwer voran, denn die Theilenberger halten dicht und es geschehen immer wieder seltsame Dinge. Welche, das will Robert Wechsler, Vorstand des Vereins der Sommernachtsspieler nicht verraten. Nur soweit: der Pfarrer spielt eine besondere Rolle.

Mit Florian Schmidt haben die Spalter schon einmal zusammengearbeitet, für die „Walpurgisnacht“ im Jahr 2004. Gemeinsam kam man nun auf die Idee, für das Jubiläumsjahr ein eigenes Stück zu kreieren. Als Vorlage diente Schmidt der Roman „Die Brüder von der Freikugel“ von Heinrich Grimm.

Obwohl die Sommernachtsspieler diesmal auf ein eher unbekanntes, neu inszeniertes Werk setzen, ist der Zuschauerzuspruch groß, erzählt Robert Wechsler. Die 500 Stuhlplätze, die bei jeder Vorführung zur Verfügung stehen, sind ausverkauft. Doch für die „billigen Plätze“ auf den Holzbänken, wo etwa 200 Personen sitzen können, gibt es an der Abendkasse noch Karten.

Die nächsten Aufführungen finden von Freitag, 30. Juli, bis Sonntag, 1. August (jeweils 20 Uhr). Am Samstag/Sonntag 25./26. September und Samstag/Sonntag 9./10. Oktober gibt es in Spalt „lebendige“ Stadtführungen mit „Randerscheinungen“, für die die Sommernachtsspieler sorgen.
 
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